Was ist Product Lifecycle Management?

Das Product Lifecycle Management gehört zu den komplexesten Vorgängen eines Unternehmens. Der Grund liegt darin, dass sehr viele Daten aus allen Unternehmensbereichen über einen langen Zeitraum erhoben, verwaltet und in aussagekräftige Zahlen umgewandelt werden müssen. Dies ist kaum per Hand möglich, weshalb dieser Prozess von einer spezialisierten PLM Software unterstütz wird.

Product Lifecycle Management

Von der Idee zum Produkt

Das Konzept des Product Lifecycle Managements wird seit Beginn des 21. Jahrtausends vermehrt in Unternehmen eingesetzt und begleitet ein Produkt idealerweise über den gesamten Lebenszyklus vom Produktentwicklungsprozess bis zum Abverkauf. Studien haben ergeben, dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Erfolg eines Produkts und eines effizienten Product Lifecycle Managements besteht.

Normen und Standards

In einer durchgeplanten Welt muss man immer damit rechnen, dass man auf eine Richtlinie, Normen und Standards stößt. PLM Software ist bislang davon verschont geblieben, zumindest existieren keine offiziellen Richtlinien. Allerdings haben die meisten Unternehmen intern entsprechende Vorgaben aufgestellt. Falls dies der Fall ist, werden diese Richtlinien als Betriebsgeheimnis behandelt. Schließlich könnten Konkurrenten durch die Richtlinien eventuell Rückschlüsse ziehen, in welche Richtung ein Produkt entwickelt wird. Es gibt jedoch einige von Unternehmensberatungen aufgestellte Konzepte, die als Anhaltspunkt dienen können. Diese dienen dem PLM Anbieter als Grundlage für die Software. Hier sind vor allem die Konzepte der Boston Consulting Group sowie der McKinsey Unternehmensberatung zu nennen. Daneben existiert noch das ADL Model als dritte Variante, die in der Praxis jedoch kaum eine Rolle spielt.

Product Lifecycle Management im Einsatz

So gut wie in jeder Branche wird PLM betrieben. Allerdings gibt es Unterschiede, die sich auf die jeweilige Branche beziehen. So ist das Product Lifecycle Management für Technologieunternehmen aufwendiger wie für Unternehmen aus der Nahrungsmittelindustrie. Der Grund liegt einfach darin, dass Neu- und Weiterentwicklungen meist zeitnah in ein Produkt integriert werden müssen. Ein Nahrungsmittel wird hingegen nach der Entwicklung oft Jahre oder sogar Jahrzehnte unverändert angeboten. Dadurch entfällt natürlich auch ein laufendes Product Lifecycle Management, aber dennoch macht auch hier eine PLM Software Sinn.

Anwendung existierender Verfahren

Ziel einer PLM Software ist es, ein Produkt über den gesamten Lebenszyklus zu begleiten. Das heißt, die Software setzt bereits beim Produktentwicklungsprozess ein. Allerdings hört dieser nicht mit der Marktreife auf, sondern setzt sich während der Markteinführung und über die gesamte Lebensdauer des Produktes fort. Man könnte es auch in Abwandlung eines bekannten Sprichworts ausdrücken: Nach der Markteinführung ist vor der Markteinführung. Schließlich kann aus den gewonnenen Daten ein Produkt nach den Kundenwünschen weiterentwickelt oder gegebenenfalls eine fokussierte Neuentwicklung gestartet werden. Im Vorfeld muss allerdings auch gesagt werden, dass diese Konzepte nicht 1 zu 1 übernommen werden müssen. So ist es durchaus möglich und sogar wahrscheinlich, dass manche Unternehmen oder auch PLM Anbieter eigene Konzepte entwickelt oder die vorhandenen angepasst haben. Diese Möglichkeit sollten PLM Anbieter in ihrer Software berücksichtigen.

Wie bereits erläutert, existieren zwei große Konzepte. Das PLM Konzept der McKinsey Unternehmensberatung ist dabei das umfangreichere und komplexere Konzept. Dieses beruht auf neun Felder auf zwei Achsen. Die Achsen sind Marktattraktivität (Y-Achse) sowie der relative Marktanteil (X-Achse). Innerhalb der Marktattraktivität werden jeweils drei Felder zu wichtigen Parametern, mittelwichtigen und Parametern von geringer Wichtigkeit zusammengefasst. Auf der Achse des relativen Marktanteils werden Parameter in geringer, mittlerer und hoher Marktanteil unterschieden. Felder für die Marktattraktivität könnten zum Beispiel Marktwachstum, Marktgröße, Qualität des Marktes, die Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen oder die Umwelteinflüsse sein. Die Achse des relativen Marktanteils könnte in Marktposition, Produktpotenzial oder Qualität der Führungskräfte und Mitarbeiter gegliedert werden.

Die Vorteile des Verfahrens liegen vor allem in der Darstellung komplexer Zahlen, sowie der Variabilität und Vielseitigkeit bei der Gestaltung des Konzepts. Die Parameter können problemlos ausgetauscht oder anders gewichtet werden. Der Nachteil ist, dass die Daten zum Teil auf relativen Parametern beruhen. Somit hängen die Einschätzungen stark von den Personen ab, die für die Eingabe der Daten verantwortlich ist.

Das zweite große Konzept des Product Lifecycle Management stammt von der Boston Consulting Group. Es wird allgemein als BCG-Portfolio, BCG-Matrix oder Growth-Share-Matrix bezeichnet. Bei diesem Konzept werden drei unabhängige Variablen verwendet. Im Einzelnen sind dies Produktlebenszyklus, Erfahrungskurve und die Konkurrenzsituation. Diese Daten werden ebenfalls auf X- und Y-Achsen präsentiert. Wobei hier eine Zuordnung in Question Marks, Cashcows, Stars und Poor Dogs erfolgt. So sind Question Marks Produkte die gerade am Markt eingeführt wurden, Stars mit einem hohen Marktanteil und Wachstum, Cashows mit einem hohen Marktanteil aber kaum Wachstum und Poor Dogs sind die Auslaufmodelle eines Produktes.

Der Vorteil der BCG-Matrix liegt darin, dass die unternehmenseigenen Produkte sehr gut bewertet werden können. Dieser Vorteil ist allerdings gleichzeitig auch der größte Nachteil. So werden Daten von Konkurrenzprodukten weder erfasst noch ausgewertet, sodass eine optimale Platzierung am Markt nicht möglich ist. Auch ist das Konzept auf die Limitierung von Marktwachstum und Marktanteil nicht für Märkte mit vielen und großen Konkurrenten geeignet. Der Produktentwicklungsprozess wird ebenfalls nur unzureichend dargestellt. Hier können PLM Anbieter nur den jeweiligen IST-Zustand abbilden.

PLM Software im Product Lifecycle Management

Der größte Vorteil einer PLM Software ist die Speicherung aller für den Produktentwicklungsprozess und die Produkte relevanten Daten an einem zentralen Ort. So lassen sich komplexe Zusammenhänge sichtbar machen und Fehlentwicklungen vermeiden. Außerdem kann das Produkt bei einer Weiterentwicklung gezielt auf die Wünsche der Kunden abgestimmt werden. So bieten die PLM Anbieter die Möglichkeit, das reale Ereignisse während des Produktentwicklungsprozesses an virtuellen Produkten getestet werden können. Dadurch können Abläufe innerhalb eines Unternehmens optimiert werden, was zu einer Ersparnis an Entwicklungs- und Herstellungskosten führt.

Bislang verhindert die übliche konsequente Trennung in verschiedene Bereiche oft eine konsequente Anwendung von PLM Software. So werden in Unternehmen für die Produktentwicklung, Fertigungsplanung, Steuerung der Fertigungsanlagen sowie das Enterprise Resource Planning (ERP) jeweils eigene Softwarelösungen verwendet. Dazu kommen noch diverse Warenwirtschaftssysteme aufseiten der Händler, von denen Rückmeldungen verarbeitet werden sollten. Ziel sollte es sein, dass alle diese unterschiedlichen Lösungen durch eine einzige Software verarbeitet werden können.

Eine PLM Software macht dann Sinn, wenn es darum geht den Produktentwicklungsprozess zu optimieren. An einem zentralen Ort werden alle nötigen Daten gesammelt und können gebündelt ausgewertet werden. Hierdurch entsteht keine doppelte Arbeit, da die aktuellsten Daten zu jeder Zeit für alle Befugten zur Verfügung stehen. Schwachstellen können leichter und schneller aufgedeckt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Der Produktentwicklungsprozess kann optimal begleitet und überwacht werden.