Notwendigkeit der Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)
Die FMEA kommt u.a. in Branchen zum Einsatz, wo Fehler jeglicher Art Menschen gefährden können, z. B. in der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie Zulieferindustrien. Die kontinuierliche Entwicklung der autonomen Fortbewegung und die zunehmende Verwendung von komplexer werdender Sensortechnik führen oft zu Kundenforderungen nach sachgemäß durchgeführten Fehleranalysen der Hersteller.
Als Bestandteil des Qualitätsmanagements findet die FMEA Analyse oft dort Anwendung, wo die Beseitigung von Fehlern mit einem geringen Kostenrisiko verbunden ist. In Form von FMEA Software wird sie oft in Qualitäts-, Entwicklungs- oder in Produktmanagementabteilungen von Unternehmen eingesetzt.
Automobilindustrie als Benchmark der FMEA Analyse
Die rasante Entwicklung von Antriebstechniken in Kraftfahrzeugen, gefolgt von strengeren Sicherheitsmaßnahmen zur Verringerung von Unfällen durch hohe Geschwindigkeiten machen die Automobilhersteller zu den Pionieren der FMEA Analyse. Wo vor 50 Jahren noch ein Sicherheitsgurt im Auto als Absicherung des Fahrzeugführers ausreichte, geht es heute um komplexe Systeme aus Kameras, Sensoren und Airbags für die Absicherung aller Verkehrsteilnehmer. Hierfür sind die Forderungen des Verbands der Automobilindustrie (FMEA VDA) und der Automotive Industry Action Group (AIAG) richtungsweisend.
Während beide Automobilverbände bis vor wenigen Jahren eigene Richtlinien zu FMEA Analyse hatten, gibt es seit 2019 die erste harmonisierte Ausgabe des FMEA Handbuchs als Ergebnis der Zusammenarbeit beider Organisationen. Diese dient als Basis für kundenspezifische Regelwerke zur Fehleranalyse und Fehlervermeidung.
Vorteile der methodischen Fehleranalyse
Eine FMEA Analyse nach VDA dient der Absicherung der Herstellung, Verfügbarkeit, Funktionstüchtigkeit und Zuverlässigkeit eines Kfz oder einer Maschine. Die Forderungen der Kunden zur Senkung des technischen Risikos immer komplexer werdender Produkte und Prozesse bei gleichzeitig steigenden Qualitätsansprüchen, hohem Druck zur Kostenoptimierung und unter Einhaltung gesetzlicher Anforderungen bilden die Grundlage der harmonisierten FMEA VDA.
Aufgrund der Schwierigkeit, alle Aspekte entsprechend zu berücksichtigen, kommt vermehrt eine FMEA Software als Risikomanagement Software zum Einsatz. Mit ihr wird vor allem eine fehlerfreie Produkteinführung realisiert. Dort, wo früher Teams mit Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen stundenlanges Brainstorming durchgeführt haben, sammelt die FMEA Software Informationen aus allen Bereichen und simuliert mögliche Fehler. Durch die Simulation im Vorfeld werden nachträgliche Produktänderungen mit möglichen Auswirkungen auf den Produktlebenszyklus reduziert. Es wird eine Qualitätssicherung hergestellt, was zur Kundenzufriedenheit und zur langfristigen Kundenbindung führt.
Ein Vorteil der Einführung von FMEA Software zur Analyse ist somit die Kostensenkung aus Reklamationen und Garantiefällen und damit verbundenen Schadensersatzzahlungen, welche in der Automobilindustrie sehr schnell sechsstellig ausfallen können.
Neben der systematischen Verfolgung und der Realisierung von Verbesserungsmaßnahmen durch die klassische Analyse sichert der Einsatz von FMEA Software die zeitnahe Kommunikation aller betroffenen Abteilungen zu jeder Zeit und weltweit. Die Datenaufbereitung und -speicherung erfüllt die Pflicht der Nachweisführung mit der notwendigen Sorgfalt entsprechend der Anforderungen des Gesetzgebers nach Produkthaftung.
Aufgrund der kontinuierlichen Entwicklung und den sich daraus ergebenden gesetzlichen Änderungen sollten Mitarbeiter regelmäßig an einer FMEA Schulung teilnehmen. Nur so kann die Einhaltung der aktuellen Richtlinien gewährleistet werden.
Täglicher Einsatz von FMEA Software im Unternehmen
Die FMEA Analyse auf webbasierter Software bietet mehrere Vorteile beim täglichen Einsatz im Unternehmen. Einer davon ist der ständige Informationsaustausch aller relevanten Abteilungen untereinander. So zum Beispiel haben Produktentwicklung, Konstruktion, Qualitätssicherung und Verkauf jeweils Zugänge zur Plattform der FMEA Software. Auf dem Webserver werden alle Informationen zu jedem Projekt gesammelt und aktualisiert, d. h. unabhängig von der jeweiligen Tageszeit (ggf. auch durch unterschiedliche Zeitzonen bedingt) und von der Abteilung kann jeder Mitarbeiter neueste Erkenntnisse einstellen und auch abrufen. Zeitaufwendige Besprechungen, die nur dem Austausch neuester Informationen zum Thema dienen, fallen weg.
Ebenso hat jede Abteilung ihren eigenen Rhythmus zur Durchführung der Fehleranalyse und zur Risikobewertung. Die Bearbeitung eines Projektes per FMEA Software ist zeitunabhängig, sodass jede Abteilung die Analyse zur beliebigen Zeit fortsetzen kann. Während die klassische Durchführung der FMEA VDA mit Wartezeiten zu einer gemeinsamen Besprechung verbunden ist, wird die Analyse mit der FMEA Software durch das Entfallen der Wartezeiten in einem kurzen Zeitraum bearbeitet, ohne die Arbeitsprozesse aller Abteilungen zu intervenieren.
Ein weiterer Vorteil ist die Aktualität der Dokumentation zur Erfüllung der Nachweispflicht im Sinne der Produkthaftung. Die Dokumente sind zentral abgelegt und erfüllen die aktuellen gesetzlichen Anforderungen. Während die Mitarbeiter neueste Änderungen durch eine FMEA Schulung erfahren, erfolgt bei der FMEA Software das Update online. Der physische Platzbedarf der Dokumentation fällt bei der webbasierten Lösung ebenfalls weg.
Innovation erfordert Informationen
Selbst beim Einsatz einer FMEA Software sollte man immer den Besuch einer FMEA Schulung mit einkalkulieren. Zum einen erfolgt die Aktualisierung der Software nur auf der technischen Seite, was z. B. die Art der Daten auf Dokumenten oder deren technisches Layout betrifft. Zum anderen werden Änderungen von Richtlinien, welche mit Arbeitsprozessänderungen verbunden sind, nur in einer FMEA Schulung vermittelt. Die erst kürzlich vorgenommene Harmonisierung von VDA- mit AIAG-Richtlinien unterstreichen den hohen Stellenwert der Weiterbildung durch den regelmäßigen Besuch einer FMEA Schulung.
Bei dem harmonisierten FMEA Handbuch aus beiden Richtlinien handelt es sich um einen ersten Versuch der Erstellung eines einheitlichen Standards für den amerikanischen und europäischen Kontinent. Die Durchsetzung eines einheitlichen Werkes erleichtert Handelsbarrieren und verringert Schwierigkeiten beim Absatz auf dem jeweils anderen Erdteil. Gegenüber FMEA VDA aber gibt es bei den Anforderungen nach AIAG teilweise gravierende Unterschiede, v. a. in Bezug auf die Bewertung von Risiken, Bewertungstabellen und Abgrenzungen. Die Harmonisierung führt daher zwangsläufig zur Zunahme der Komplexität bei der Analyse.
Eine Nichtbeachtung der Änderungen durch Unkenntnis wegen einer fehlenden FMEA Schulung können zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber inländischen und ausländischen Wettbewerbern auf internationaler Bühne führen. Die Vielzahl der dynamischen Vereinheitlichungsprozesse über Jahre hinweg erfordert umso mehr den regelmäßigen Besuch einer FMEA Schulung trotz des Einsatzes der Software.
Unabhängig von der Anwendung einer Risikomanagement Software dient der regelmäßige Besuch einer FMEA Schulung als Teil der Qualitätssicherung der Prävention von zusätzlichen Kosten für das Unternehmen als Folge einer fehlerhaften oder unvollständigen Analyse.